Dienstag, 1. Mai 2007

E-Tickets in Ägypten


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Originally uploaded by hobbes_ch.

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Gleich vorweg: E-Tickets sind nicht kompatibel mit Ägypten. Ich weiss nicht, ob E-Tickets nur in Ländern bis 30 Grad funktionieren, in Ägypten tun sie es jedenfalls nicht. Um die Sachlage etwas in ein objektiveres Licht zu rücken: Vielleicht hätte es ja geholfen, wenn ich gewusst hätte, welchen Flug wir gebucht hatten. Das hatte ich mir zwar fein säuberlich notiert, den Zettel dann aber genauso gewissenhaft zu Hause liegen lassen. Na toll! Guter Start!

Meine Vergesslichkeit veranlasst einen in Anzug und Krawatte gekleideten Schalter-beamten in Kairo dazu, Simi und mich ständig nach einem „Plan“ zu fragen. Keine Ahnung was er mit „Plan“ meint und so strecken wir ihm einfach alle Zettel hin, die der Rucksack in der Verzweiflung hergibt. Ach wie schön war doch die Zeit, als man noch ein ordentliches Scheck-Büchlein mit allen Flug-Tickets vom Reiseunternehmen erhalten hat. Simi erläutert dann irgendwann nur genervt: „We have the plan to make holidays!“.

Schliesslich haben wir es doch noch geschafft. Nach drei Stunden Fahrt an den Frankfurter Flughafen, vier Stunden Flug nach Kairo, Gepäck abholen, einchecken, Gepäck aufgeben, zwei Stunden warten, knapp eine Stunde Flug nach Hurghada und einer halben Stunde Fahrt ins Hotel (nicht das, welches wir gebucht hatten!) – sind wir endlich da. Was für ein Maraton für eine einzige Woche Ferien in Ägypten.

Hotel der Mücken
El Gouna begrüsst uns mit kühlen 27 Grad und einer Menge Mücken. Seit wann hat es denn Mücken in Ägypten? Wo sollen diese Biester hier denn bitte brüten? In der Wüste? In den Pyramiden?? Die Viecher die also eigentlich gar nicht vorkommen dürften, demonstrieren uns ihre Existenz mit unermüdlichen Luftangriffen und halten mich die ganze erste Nacht wach. Zum Glück habe ich auf meiner Materialliste den Posten „Mückenstecker“ zu Hause vorsorglich gestrichen. Es kann in Ägypten keine Mücken geben! Weil es sie dann doch gibt, erwischt mich Simi mehrmals in der Nacht, wie ich in Karatestellung wach im Bett liege und einen insektoiden Massenmord zu begehen versuche. Ich bin zwar äusserst pazifistisch, aber in dieser Nacht töte ich Euch alle! Und wenn es das letzte ist was ich tue und dafür auch noch in die Hölle fahre!

Am Riff
Pose und fast ersoffenDer erwartete komatöse Schlaf blieb die ganze Nacht aus, auch wenn er meinem Zustand nach der Marathon-Anreise durchaus entsprochen hätte. Die Mücken blieben siegreich.

Macht nichts. Das Meer bringt uns sicher wieder auf andere Gedanken. Simi und ich fahren zu einem nahe gelegenen Sandstrand mit einem schönen Riff. Wir bestellen uns dazu ein Tocktock. Das Tocktock könnte mit seinen drei Rädern und dem typischen Vespa-Sound glatt einem Luis de Funes Film entsprungen sein. Der dunkelhäuitige Fahrer passt da aber nicht ganz in die Szene, macht dieses Manko jedoch mit seinem halsbrecherischen Fahrstil wieder wett.

Knapp überleben wir die rasante Fahrt und stürzen uns bald darauf ins warme Meer. Warm hatte ich es jedenfalls in Erinnerung. Leider scheint das Meer dies vergessen zu haben. Das Wasser ist kalt! Zu kalt auf jeden Fall um lange schnorcheln zu gehen. Ich frage mich, ob die Klimaerwärmung einen Gegenpol braucht und daher alle Meere einfach ein paar Grad abkühlen liess. Es könnte ja sein, dass ähnlich dem Energieerhaltungssatz die Gesamt-menge an Wärme der Erde immer gleich sein muss. Wenn die Luft dann zu warm ist, ist das Meer halt einfach kälter. Ist doch ganz logisch, oder? Dem Meer ist das egal und kühlt uns weiter auf wenig ferienmässige Temperaturen herunter.

Nesselsack

Dafür ist die Unterwasserwelt umso schöner. Das Rote Meer begrüsst uns mit einem verschwenderischen Teppich aus Farben, Formen und Getier. Von ausserirdisch anmutenden Quallen über fast unnatürlich farbige Fische bis zu bizarren Seegurken kreucht und fleucht es um uns rum. Fast die ganze Starbesetzung von Nemo scheint hier eine Party zu feiern und wir sind als VIP-Gäste mitten drin. Wir geniessen den ersten Tauchgang bis unsere Körper uns schlotternd zu verstehen geben, dass dies weder unser natürliches Element noch unsere Wohlfühl-Temperatur ist und uns zurück an den Strand spuckt.

Simi und die Ägypter
Simi und die Ägypter - zum zweitenSimi ist ein unfreiwilliges Talent! Mit ihrer hellen Haut scheint sie wie eine Leuchtboje mit der Aufschrift „verkauf mir was“ am Strand zu liegen. Das nutzen die netten und geschäftstüchtigen Ägypter gerne und bieten ihr alle fünf Minuten etwas neues an. Kamelreiten, Schnorchelfahrten, Pyramidenbesichtigungen, Massagen und was weiss ich noch was alles möchten sie ihr nahe bringen. Nicht ein einziges mal werde ICH in der Zeit angesprochen. Ich sehe wohl einfach zu unnahbar oder schlicht zu arm aus.

Simi unterhält sich jedoch immer ganz nett, freundlich und vor allem lange mit den tüchtigen Verkäufern. Dadurch kommen sie auch immer und immer wieder und so haben wir laufend Gesellschaft.

Wir beschliessen dann endlich doch auf eines der Angebote einzugehen und uns einen Schnorchelausflug mit einem Boot zu gönnen. Delfine, einsame Inseln und natürlich wunderschöne Riffe verspricht man uns. Wir glauben kein Wort davon, schauen der Sache jedoch gespannt und freudig entgegen. Schliesslich ist so eine kleine Bootstour an sich auch schon ganz nett. Später wird sich zu unserem grossen Erstaunen jedoch zeigen, dass sämtliche Versprechungen tatsächlich wahr waren! Wer hätte das gedacht. Manchmal sollte man seine Vorurteile einfach zur Seite legen und einfach glauben was einem erzählt wird, selbst wenn es noch so unmöglich klingt.

Schnorcheltrip

Unglaublich! Der Schnorcheltrip übertrifft wirklich alle Erwartungen. Die angepriesenen Riffe sind noch schöner als in der Beschreibung und lassen keine Wünsche mehr offen. Gleich zu Beginn des Trips lernen wir Saskia und Remo kennen, ein aufgestelltes Deutsches Pärchen welches im gleichen Hotel wie wir einquartiert ist. Zusammen lachen und albern wir den ganzen Tag durch und geniessen die wunderschöne Über- und Unterwassergegend.

Bei einem Tauchgang muss ich mich schrecklich über einen Landesvertreter aufregen. Das ignorante Walross latscht mit seinen Flossen ignorant übers Korallenriff, als wäre es sein Wohnzimmerteppich. Ich kann es kaum glauben, ich dachte immer wir Schweizer hätten Manieren. Hier und jetzt, mitten im Roten Meer werde ich eines anderen belehrt und schäme mich für meine Volkszugehörigkeit!

Paralleltaucher in 70-Jahre Design

Zurück am Strand verabreden wir uns öfters mit Saskia und Reno und geniessen den Rest der Ferien in ähnlicher Manier. Wir knipsen fleissig Unterwasserbilder, spielen mit den (glücklicherweise) ungiftigen Quallen rum und albern abends zu Bier und Cola bis in die tiefe Nacht hinein und lassen es uns einfach gut gehen. Was für ein Auftakt meiner Zweijahresferien! Hoffentlich geht es weiter so.

2 Kommentare:

Seemee hat gesagt…

Wie schön, mein lieber Sandfloh, dass ich, nach dem ich nach unseren supercoolen Ferien so hart in die Realität zurück geknallt bin, mit Deinen unglaublichen Bildern, den (leicht beschämenden) Filmchen und den wirklich schönen, witzigen Texten jederzeit wieder in unsere Ferien abtauchen kann!

..nach dieser kurzen Woche fällt es mir nicht einfacher, Dich in die grosse weite Welt ziehen zu lassen..o konträäärö!! Bliiiiib!!!

Big Hug!!!
Simi

Alessandro hat gesagt…

Danke Similiii :o)) Die Filmchen (vermutlich meinst Du dieses) sind übrigens gar nicht beschämend sondern supercool!!
Big Hug zurück!!
Sandfloh