Durch den Hexenkessel nach Delhi
Eigentlich wollte ich ja den Zug nehmen, wie ich es sonst auch immer tue. Nur war das diesmal etwas schwierig. Sogar trotz intensiver Nutzung des Internets! Es gab nicht unbedingt grad viele Züge die nach Delhi fahren, wo ich ja hin muss denn von da geht mein Flug in die Schweiz. Was ich schon wieder in der Schweiz will? An eine Hochzeit! Und Fischstäbchen mit Mayonnaise essen, auf die ich mich schon so lange freue. Und danach dann wieder zurück nach Delhi.
Aber zurück zu den indischen Zügen, die mich im Moment ziemlich unbarmherzig von meinen Fischstäbchen trennen. Ich finde heraus, das es vier Züge gibt welche nach Delhi fahren. Zwei davon werden jeden Tag frischfröhlich gestrichen. Eine schlechte Wahl finde ich. Darauf bin ich auch schon reingefallen. Da steht man dann wie bestellt und nicht abgeholt am Bahnhof und schaut erst mal in die Röhre. Oder auf die Schiene, wo eben kein Zug steht.
Also einer der beiden verbliebenen Züge, die täglich fahren und einen zuverlässigen Eindruck machen. Einer scheint auch noch nicht so überbucht zu sein. Zwar sind keine Plätze mehr frei, aber ich komme mit Position Nummer sieben auf die Warteliste. Mit etwas Glück habe ich zwei Tagen das Ticket. Also buche ich den Zug, komme aber gar nicht erst so weit. Während dem Buchen sagt mir das liebe Programm, das mein Zug gar nicht nach Delhi fahre und ich bitte den Zielbahnhof aus der Liste auswählen soll. Aber den habe ich doch schon anfangs eingegeben. Eben Delhi, oder New Delhi, oder wie auch immer das da heisst. Aber keiner der mir bekannten Bahnhöfe ist in der angebotenen Liste. Auch ein Blick auf die Karte von Delhi bringt mich nicht weiter. Keiner der Zielorte hat irgend etwas mit Delhi zu tun. Ich bin überfordert und entschliesse mich den zweiten Zug zu probieren.
Alles nochmals von vorne. Doch diesmal gibt es sogar einen Bahnhof mit den Namen „New Delhi“ auf der Zugsroute. Das klingt doch ganz vernünftig und ich buche. Allerdings bin ich hier auf Wartelistenplatz Nummer dreizehn. Ermutigend! Aber ich bin ja nicht abergläubisch.
Einen Tag später dann aber schon, denn ich bin noch immer auf Platz dreizehn. Niemand streicht seine Reise und so wird mein mühsam gebuchtes Ticket einfach verfallen, wenn nicht noch ein Wunder passiert. Und auf Wunder will ich meinen Hochzeitsbesuch in der Schweiz nicht aufbauen. Also buche ich kurzentschlossen einen Flug. Der zweite Billiganbieter akzeptiert dann auch gnädigerweise meine Kreditkarte und ein paar Minuten später halte ich glücklich mein E-Ticket für Flug 831 nach Delhi in den Händen.
Zwei Tage später sitze ich noch glücklicher im genannten Flieger, verliere aber meine gute Laune gleich wieder, als der Pilot etwas von „little stormy“ durchgibt. Vermutlich habe ich ihn nur nicht richtig verstanden denke ich mir. Er ist schliesslich auch nur ein Inder und da kann schonmal das eine oder andere Missverständnis entstehen. Ich lehne mich also gemütlich zurück und wundere mich ein paar Minuten später über die hellen Leuchterscheinungen am Horizont. Als hätte die Stewardess meine Gedanken gelesen dimmt sie sogleich das Licht in der Kabine und nun kann ich es deutlich sehen. Der Himmel brennt. Ein Gewitter genau vor uns. Ping, das Anschnallzeichen erscheint. Ich will da nicht hin! Das heisst schon, aber nicht durch dieses Ding da draussen. Ich fange an zu schwitzen. Ich war noch nie mit einem Flieger in einem Gewitter. Geht denn sowas überhaupt? Darf man das denn? Ich meine, schliesslich beharren ja die netten Stewardessen sogar darauf das ich bei Start und Landung meinen iPod ausschalte. Irgendwie halte ich einen Blitz für bedrohlicher als mein iPod!
Ping, nochmals erscheint das Anschnallzeichen und die Stewardess verbietet das Verlassen des Sitzplatzes und die Benutzung der Toilette. Was hat denn das Gewitter mit der Toilette zu tun? Schlägt der Blitz etwa durch die Schüssel? Das Gewitter kommt näher. Mit achthundert Stundenkilometern und genau von vorne. Deutlich sieht man die Wolkentürme, wenn Zeus wieder einer seiner beängstigenden Attacken vollführt. Das Flugzeug beginnt zu schütteln. Mit feuchten Händen kralle ich mich an der Lehne fest. Und dann geschieht es. Genau auf Höhe des Flugzeugs, wenn auch einige hundert Meter entfernt, entlädt sich ein gewaltiger Blitz von Wolke zu Wolke. Ich warte das etwas passiert. Irgend etwas. Zum Beispiel dass das Triebwerk ausfällt oder in Brand gerät. Vielleicht sogar abfällt. Oder es irgendwo ein paar Funken gibt und Rauch austritt. Wie in den Filmen, wenn ein Gerät durchschlägt. Und dann würden natürlich diese gelben Sauerstoffmasken von der Decke fallen, die man aber wegen dem dichten Rauch gar nicht mehr finden könnte. Und die Stewardessen könnten auch das Feuer nicht löschen, welches durch die Funken entstanden wäre. Weil der Schlauch der Sauerstoffmasken viel zu kurz wäre und sie mit dem Feuerlöscher gar nicht bis zum Brandherd laufen könnten. Atmen und verbrennen oder löschen und ersticken. Arme Stewardessen!
Doch allen widrigen Erwartungen zum Trotz: Nichts passiert. Alles bleibt ruhig. Ich höre noch nicht mal einen Donner. Auch das Flugzeug fliegt inzwischen wieder ganz ruhig. Gespenstisch ruhig. Ich versuche wieder zu atmen und merke, das ich wohl bald erstickt wäre. Bevor das Flugzeug noch auf dem Boden zerschellt wäre.
Unter uns entfaltet das Gewitter sein ganze Macht. Wir scheinen gerade am Zentrum des Sturms vorbei zu fliegen. Schräg unter uns tobt ein irrsinniger Hexenkessel. In einem begrenzten Gebiet blitzt es unablässig. Als hätte die Wolken dort einen gewaltigen Kurzschluss der ständig überschlägt. So stelle ich mir die Entstehung des Lebens vor, denke ich mir. Ich sitze wie in einer Vergnügungsbahn in Disney-World, während unten ein unglaubliches Schauspiel abläuft. Dabei fliegen wir ruhig und ohne die geringsten Erschütterungen darüber hinweg. Mit offenem Mund klebe ich am und zwar bis wir sicher in Delhi gelandet sind. Erst dann kann ich glauben das wir soeben ein Gewitter durchflogen haben und schliesse meinen Mund wieder. Wie das allerdings fast ohne Turbulenzen möglich war werde ich wohl nie verstehen. Alles nur Show? War das grad echt?
Aber zurück zu den indischen Zügen, die mich im Moment ziemlich unbarmherzig von meinen Fischstäbchen trennen. Ich finde heraus, das es vier Züge gibt welche nach Delhi fahren. Zwei davon werden jeden Tag frischfröhlich gestrichen. Eine schlechte Wahl finde ich. Darauf bin ich auch schon reingefallen. Da steht man dann wie bestellt und nicht abgeholt am Bahnhof und schaut erst mal in die Röhre. Oder auf die Schiene, wo eben kein Zug steht.
Also einer der beiden verbliebenen Züge, die täglich fahren und einen zuverlässigen Eindruck machen. Einer scheint auch noch nicht so überbucht zu sein. Zwar sind keine Plätze mehr frei, aber ich komme mit Position Nummer sieben auf die Warteliste. Mit etwas Glück habe ich zwei Tagen das Ticket. Also buche ich den Zug, komme aber gar nicht erst so weit. Während dem Buchen sagt mir das liebe Programm, das mein Zug gar nicht nach Delhi fahre und ich bitte den Zielbahnhof aus der Liste auswählen soll. Aber den habe ich doch schon anfangs eingegeben. Eben Delhi, oder New Delhi, oder wie auch immer das da heisst. Aber keiner der mir bekannten Bahnhöfe ist in der angebotenen Liste. Auch ein Blick auf die Karte von Delhi bringt mich nicht weiter. Keiner der Zielorte hat irgend etwas mit Delhi zu tun. Ich bin überfordert und entschliesse mich den zweiten Zug zu probieren.
Alles nochmals von vorne. Doch diesmal gibt es sogar einen Bahnhof mit den Namen „New Delhi“ auf der Zugsroute. Das klingt doch ganz vernünftig und ich buche. Allerdings bin ich hier auf Wartelistenplatz Nummer dreizehn. Ermutigend! Aber ich bin ja nicht abergläubisch.
Einen Tag später dann aber schon, denn ich bin noch immer auf Platz dreizehn. Niemand streicht seine Reise und so wird mein mühsam gebuchtes Ticket einfach verfallen, wenn nicht noch ein Wunder passiert. Und auf Wunder will ich meinen Hochzeitsbesuch in der Schweiz nicht aufbauen. Also buche ich kurzentschlossen einen Flug. Der zweite Billiganbieter akzeptiert dann auch gnädigerweise meine Kreditkarte und ein paar Minuten später halte ich glücklich mein E-Ticket für Flug 831 nach Delhi in den Händen.
Zwei Tage später sitze ich noch glücklicher im genannten Flieger, verliere aber meine gute Laune gleich wieder, als der Pilot etwas von „little stormy“ durchgibt. Vermutlich habe ich ihn nur nicht richtig verstanden denke ich mir. Er ist schliesslich auch nur ein Inder und da kann schonmal das eine oder andere Missverständnis entstehen. Ich lehne mich also gemütlich zurück und wundere mich ein paar Minuten später über die hellen Leuchterscheinungen am Horizont. Als hätte die Stewardess meine Gedanken gelesen dimmt sie sogleich das Licht in der Kabine und nun kann ich es deutlich sehen. Der Himmel brennt. Ein Gewitter genau vor uns. Ping, das Anschnallzeichen erscheint. Ich will da nicht hin! Das heisst schon, aber nicht durch dieses Ding da draussen. Ich fange an zu schwitzen. Ich war noch nie mit einem Flieger in einem Gewitter. Geht denn sowas überhaupt? Darf man das denn? Ich meine, schliesslich beharren ja die netten Stewardessen sogar darauf das ich bei Start und Landung meinen iPod ausschalte. Irgendwie halte ich einen Blitz für bedrohlicher als mein iPod!
Ping, nochmals erscheint das Anschnallzeichen und die Stewardess verbietet das Verlassen des Sitzplatzes und die Benutzung der Toilette. Was hat denn das Gewitter mit der Toilette zu tun? Schlägt der Blitz etwa durch die Schüssel? Das Gewitter kommt näher. Mit achthundert Stundenkilometern und genau von vorne. Deutlich sieht man die Wolkentürme, wenn Zeus wieder einer seiner beängstigenden Attacken vollführt. Das Flugzeug beginnt zu schütteln. Mit feuchten Händen kralle ich mich an der Lehne fest. Und dann geschieht es. Genau auf Höhe des Flugzeugs, wenn auch einige hundert Meter entfernt, entlädt sich ein gewaltiger Blitz von Wolke zu Wolke. Ich warte das etwas passiert. Irgend etwas. Zum Beispiel dass das Triebwerk ausfällt oder in Brand gerät. Vielleicht sogar abfällt. Oder es irgendwo ein paar Funken gibt und Rauch austritt. Wie in den Filmen, wenn ein Gerät durchschlägt. Und dann würden natürlich diese gelben Sauerstoffmasken von der Decke fallen, die man aber wegen dem dichten Rauch gar nicht mehr finden könnte. Und die Stewardessen könnten auch das Feuer nicht löschen, welches durch die Funken entstanden wäre. Weil der Schlauch der Sauerstoffmasken viel zu kurz wäre und sie mit dem Feuerlöscher gar nicht bis zum Brandherd laufen könnten. Atmen und verbrennen oder löschen und ersticken. Arme Stewardessen!
Doch allen widrigen Erwartungen zum Trotz: Nichts passiert. Alles bleibt ruhig. Ich höre noch nicht mal einen Donner. Auch das Flugzeug fliegt inzwischen wieder ganz ruhig. Gespenstisch ruhig. Ich versuche wieder zu atmen und merke, das ich wohl bald erstickt wäre. Bevor das Flugzeug noch auf dem Boden zerschellt wäre.
Unter uns entfaltet das Gewitter sein ganze Macht. Wir scheinen gerade am Zentrum des Sturms vorbei zu fliegen. Schräg unter uns tobt ein irrsinniger Hexenkessel. In einem begrenzten Gebiet blitzt es unablässig. Als hätte die Wolken dort einen gewaltigen Kurzschluss der ständig überschlägt. So stelle ich mir die Entstehung des Lebens vor, denke ich mir. Ich sitze wie in einer Vergnügungsbahn in Disney-World, während unten ein unglaubliches Schauspiel abläuft. Dabei fliegen wir ruhig und ohne die geringsten Erschütterungen darüber hinweg. Mit offenem Mund klebe ich am und zwar bis wir sicher in Delhi gelandet sind. Erst dann kann ich glauben das wir soeben ein Gewitter durchflogen haben und schliesse meinen Mund wieder. Wie das allerdings fast ohne Turbulenzen möglich war werde ich wohl nie verstehen. Alles nur Show? War das grad echt?
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