In der Pizza Calzone Indiens
„Neun Franken neunzig“ sagt die freundliche Frau hinter dem Tresen. Die freundlich gesprochenen Worte lösen eine spontanen Krampf in meiner Magengengegend aus. Ich habe ein SANDWICH gekauft. Kein ganzes Mittagessen, nur ein Sandwich. Noch nicht mal was zu Trinken. Aber ich bin halt offensichtlich noch in der Schweiz, wo Sandwiches aus Gold gemacht werden und so viel kosten müssen, sonst wäre es eben nicht die Schweiz. Man kann ja auch woanders einkaufen, wenns einem nicht passt. „Mache ich auch“, denke ich mir und ziehe grummelnd mein Portemonnaie. Bald bin ich in Indien und dann werde ich für diesen Betrag ein ganzes Festmahl verdrücken können! Etwas verwirrt stelle ich kurze Zeit später fest, dass das sündhaft teure Sandwich erstaunlicherweise auch sündhaft gut ist. Also wandelt sich mein Grollen in Wohlwollen und ich hebe zufrieden und satt in Zürich ab.
Vier Stunden später mache ich eine erste Bekanntschaft mit Indien. Oder besser, mit Indiens Gepflogenheiten, die in dem hauptsächlich von Indern genutzten Flugzeug fleissig zelebriert werden. Nach dem vierten Getränk schreit meine Blase unüberhörbar nach der Flugzeugtoilette, was auch meinem Sitznachbarn nicht verborgen bleibt und mir den Weg in eben diese Richtung frei macht. Ich trotte also etwas verklemmt aber dafür umso zielstrebiger in Socken Richtung Heck des Flugzeugs und kann – die Götter der fliegenden Toiletten sind mir gnädig – auch schon nach fünf Minuten eine Kabine mein eigen nennen. Doch kaum habe ich sie betreten stelle ich schockiert fest: Der gesamte Toilettenboden ist nass! Nein, das stimmt nicht ganz. Da wo ich vorher mit meinen Socken gestanden bin, ist er nun trocken. Mit wildem Gehüpfe versuche ich dem plötzlichen Wasseraufkommen Herr zu werden, was meine Lage auch nicht wirklich verbessert. Frustriert ändere ich die Strategie und bleibe wie angewurzelt stehen. Dies wiederum gipfelt nun in akrobatischen Übungen mit meiner Hose, um trotzdem meiner inzwischen energisch reklamierenden Blase ihren wohlverdienten Dienst zu erweisen. Auf traditionell Schweizerische Art in das Loch und nicht auf den es umgebenden Boden, wohlgemerkt. Manchen traditionellen Werten bleibe ich treu. Auch auf Weltreise! Indien, ich freue mich auf Dich und ich werde als ersten Akt der Völkerverständigung meine Socken waschen
Im Taxi
Indien empfängt mich schwülheiss, aber unkompliziert. Der Imigrationsprozess geht einigermassen zügig über die Bühne und schon bald stehe ich im Hof vor der Ankunftshalle und suche mir ein Taxi. Der Taxifahrer schickt mich jedoch gleich wieder zurück an einen Prepaid-Schalter, wo man das Fahrgeld vorher bezahlen muss. Wo gibts denn sowas?
Ich bekomme ein Taxi mit einem sehr speziellen Fahrer zugewiesen. Mitte fünfzig, mit Bart und ohne Halsgelenk. Jedenfalls kann er den Kopf anscheinend nicht drehen, sondern bewegt immer gleich den ganzen Oberkörper mit. Vermutlich hat er eine der hier üblichen Wackeldackel-Kopfbewegungen etwas zu heftig durchgeführt und sich das Genick gebrochen. Er erinnert mich an eine Filmfigur, mir kommt nur nicht in den Sinn welche. Frankenstein? Während ich noch darüber nachdenke, frägt er mich nochmals – inzwischen zum dritten mal – wo ich hin will. Na toll. Warum muss man ausgerechnet mir diesen superlangsam denkenden Frankenstein zuteilen. Doch schon bei der ersten Kreuzung stelle ich fest, dass Frankenstein eine sehr seltene Gabe hat. Er kann offensichtlich in die Zukunft sehen und weiss genau, wann welches Gefährt wo auf der Strasse sein wird. Er beherrscht Raum und Zeit wie kein anderer. Ich kann mir nicht anders erklären, wie er sonst mit etwa achzig Stundenkilometern problemlos und locker über die dicht befahrene Kreuzung schiessen kann,... was er soeben tat! Zwischen zwei sich kreuzenden Motorrädern hindurch. Es ist wie bei Patrouit Suisse, nur viel viel enger und schneller. Ich schliesse die Augen und erkläre ihm nochmals wo ich hin will. Rein präventiv versteht sich, nur um sein Gehirn nicht mit unnötiger Fragerei abzulenken.
Draussen schiesst Mumbai an mir vorbei. Die Stadt kommt mir vor wie eine riesige Pizza Calzone. Heiss und vollgestopft, so dass es fast schon Fäden zieht. Auf den Gehwegen liegen überall schlafende Menschen. Die ganze Stadt ist ein einziger Schlafsaal. Hunderte, nein, tausende schlafende Einwohner. Da es wunderbar warm ist, wird keiner der Obdachlosen frieren. Aber was machen die armen Leute wenn der Monsun kommt? Der Taxifahrer hat mir erklärt, dass in zehn Tagen die ganze Stadt bis zu den Hüften unter Wasser sein wird. Freude herrscht! Ich werde mir ein Hotel im ersten Stock suchen!
Vier Stunden später mache ich eine erste Bekanntschaft mit Indien. Oder besser, mit Indiens Gepflogenheiten, die in dem hauptsächlich von Indern genutzten Flugzeug fleissig zelebriert werden. Nach dem vierten Getränk schreit meine Blase unüberhörbar nach der Flugzeugtoilette, was auch meinem Sitznachbarn nicht verborgen bleibt und mir den Weg in eben diese Richtung frei macht. Ich trotte also etwas verklemmt aber dafür umso zielstrebiger in Socken Richtung Heck des Flugzeugs und kann – die Götter der fliegenden Toiletten sind mir gnädig – auch schon nach fünf Minuten eine Kabine mein eigen nennen. Doch kaum habe ich sie betreten stelle ich schockiert fest: Der gesamte Toilettenboden ist nass! Nein, das stimmt nicht ganz. Da wo ich vorher mit meinen Socken gestanden bin, ist er nun trocken. Mit wildem Gehüpfe versuche ich dem plötzlichen Wasseraufkommen Herr zu werden, was meine Lage auch nicht wirklich verbessert. Frustriert ändere ich die Strategie und bleibe wie angewurzelt stehen. Dies wiederum gipfelt nun in akrobatischen Übungen mit meiner Hose, um trotzdem meiner inzwischen energisch reklamierenden Blase ihren wohlverdienten Dienst zu erweisen. Auf traditionell Schweizerische Art in das Loch und nicht auf den es umgebenden Boden, wohlgemerkt. Manchen traditionellen Werten bleibe ich treu. Auch auf Weltreise! Indien, ich freue mich auf Dich und ich werde als ersten Akt der Völkerverständigung meine Socken waschen
Im Taxi
Indien empfängt mich schwülheiss, aber unkompliziert. Der Imigrationsprozess geht einigermassen zügig über die Bühne und schon bald stehe ich im Hof vor der Ankunftshalle und suche mir ein Taxi. Der Taxifahrer schickt mich jedoch gleich wieder zurück an einen Prepaid-Schalter, wo man das Fahrgeld vorher bezahlen muss. Wo gibts denn sowas?
Ich bekomme ein Taxi mit einem sehr speziellen Fahrer zugewiesen. Mitte fünfzig, mit Bart und ohne Halsgelenk. Jedenfalls kann er den Kopf anscheinend nicht drehen, sondern bewegt immer gleich den ganzen Oberkörper mit. Vermutlich hat er eine der hier üblichen Wackeldackel-Kopfbewegungen etwas zu heftig durchgeführt und sich das Genick gebrochen. Er erinnert mich an eine Filmfigur, mir kommt nur nicht in den Sinn welche. Frankenstein? Während ich noch darüber nachdenke, frägt er mich nochmals – inzwischen zum dritten mal – wo ich hin will. Na toll. Warum muss man ausgerechnet mir diesen superlangsam denkenden Frankenstein zuteilen. Doch schon bei der ersten Kreuzung stelle ich fest, dass Frankenstein eine sehr seltene Gabe hat. Er kann offensichtlich in die Zukunft sehen und weiss genau, wann welches Gefährt wo auf der Strasse sein wird. Er beherrscht Raum und Zeit wie kein anderer. Ich kann mir nicht anders erklären, wie er sonst mit etwa achzig Stundenkilometern problemlos und locker über die dicht befahrene Kreuzung schiessen kann,... was er soeben tat! Zwischen zwei sich kreuzenden Motorrädern hindurch. Es ist wie bei Patrouit Suisse, nur viel viel enger und schneller. Ich schliesse die Augen und erkläre ihm nochmals wo ich hin will. Rein präventiv versteht sich, nur um sein Gehirn nicht mit unnötiger Fragerei abzulenken.
Draussen schiesst Mumbai an mir vorbei. Die Stadt kommt mir vor wie eine riesige Pizza Calzone. Heiss und vollgestopft, so dass es fast schon Fäden zieht. Auf den Gehwegen liegen überall schlafende Menschen. Die ganze Stadt ist ein einziger Schlafsaal. Hunderte, nein, tausende schlafende Einwohner. Da es wunderbar warm ist, wird keiner der Obdachlosen frieren. Aber was machen die armen Leute wenn der Monsun kommt? Der Taxifahrer hat mir erklärt, dass in zehn Tagen die ganze Stadt bis zu den Hüften unter Wasser sein wird. Freude herrscht! Ich werde mir ein Hotel im ersten Stock suchen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen